Eine Designerin packt aus
Donatella Versace Kunst oder Mode? Auf jeden Fall echt Versace: Donatella hat für ihre Couture-Kollektion hochästhetische Interpretationen von Blumenmustern kreiert. Es ist die stärkste Kollektion, die sie seit dem Tod ihres Bruders gezeigt hat: Glamour pur, sexy und feminin. Grund genug für Bolero, Donatella Versace in der Serie «favourites» vorzustellen.
Donatella Versace, wer sind Sie?
"Eine Mutter, eine Designerin und gleichzeitig eine Businessfrau. Ich bin drei verschiedene Frauen an einem Tag, aber ich bin zu einer Spezialistin in Sachen Timing geworden. Was immer passiert – meine Familie hat absolute Priorität. Sie ist meine Leidenschaft. Folglich versuche ich ihr alle freie Zeit, die ich habe, zu widmen. Man braucht etwas, um den Bezug zur Realität zu bewahren und für mich sind das meine Kinder. Ich realisiere mehr und mehr, dass es das Allerwichtigste ist, Mutter zu sein."
Was hat Sie bekannt gemacht?
Alles, was ich kann, habe ich von meinem Bruder Gianni gelernt und alles, was ich mache und machen werde, beinhaltet immer etwas von Gianni. Er war der beste Meister, den ich je haben konnte.
Warum machen Sie Mode?
"Meine Mutter gab uns eine echte Leidenschaft für Mode mit. Ich studierte Sprachen an der Universität von Florenz und an den Wochenenden ging ich nach Mailand, um meinem Bruder Gianni zu helfen. Als ich jung war, träumte ich von einem Backstage-Leben in der Musik- oder Filmwelt. Aber dann entdeckte ich, dass das Zusammenarbeiten mit Gianni wie Showbusiness war. Jeder Aspekt dieses Jobs ist faszinierend. Es ist eine Ausdrucksform, die mir den Luxus ermöglicht, mit irgendeinem Material in irgendeiner Form zu experimentieren. Ich liebe es, gemeinsam mit meinem Team zu kreieren und zu arbeiten. Ich mag die Art und Weise, wie sich die Mode blitzgeschwind verändert. Man muss schnell und flexibel sein, um mithalten zu können. Ich bin eine überzeugte «fashionista». Ich schwärme für die Welt der Mode, bin stets auf der Suche nach dem, was modern ist."
Was inspiriert Sie?
"Es gibt keine spezifische Definition. Inspirationen entstehen in gewissen Momenten, in denen man sich inspiriert fühlt, und in diesen besonderen Momenten vermittle ich meine Inspirationen und Ideen meinem Team oder umgekehrt. Ich bin auch ein sehr neugieriger Mensch, folglich hole ich mir meine Inspirationen aus der Musik, der Fotografie, aus Filmen, aus Begegnungen mit Menschen, indem ich neue Orte, neue Attitüden und neue Trends rund um die Welt entdecke. So versuche ich in diesen Zeiten, die sich sehr rasch verändern, auf Bedürfnisse und Wünsche zu hören und ich überlege mir, wie ich sie in meinen verschiedenen Kollektionen umsetzen kann."
Was tragen Sie heute?
"Ich trage gerne Schwarz zur Arbeit, weil es etwas Neutrales darstellt, das weder mich noch andere, die mit mir arbeiten, beeinflusst. Ich liebe Farben, Grün, Orange, helles Blau, Gelb, Pink."
Was bedeuten Ihnen Farben?
"Sie sind ein unentbehrliches Kompliment an die Garderobe einer Frau."
Wenn Sie Mode nicht mehr sehen können, was tun Sie?
"Ich bin eine «fashionista» – und stolz darauf. Mode verspricht Vergnügen. Für mich ist sie Leidenschaft und ich denke nicht, dass ich jemals müde davon werde."
Wer darf Sie kritisieren?
"Mein Team. Ich glaube daran, dass Kreativität aus Konflikten und Diskussionen entsteht."
Ihre beste Idee?
"Ich erinnere mich – es war für die Herbst-/Winterkollektion 90/91 – ich arbeitete mit Gianni. Es war ein schwarzes Kleid mit gewagtem Schnitt, das Christy Turlington trug und das sie eigentlich mit einer Spitzenstrumpfhose hätte tragen sollen. Ich nahm die Strumpfhose weg und liess Christy das schwarze Kleid allein tragen. Ich erinnere mich, dass Gianni mir sagte, ich wolle damit seinen Ruf ruinieren. Stattdessen wurde es zu einem Riesenerfolg."
Ihr Lieblingsdesigner?
"Ich liebe die Arbeit von vielen Modedesignern wie Karl Lagerfeld, Stella McCartney, Alexander McQueen, Tom Ford. Aber mein absoluter Favorit ist Versace!"
Ihr bevorzugtes Accessoire?
"Sonnenbrillen – ohne die könnte ich nicht leben. Was machen Sie, wenn Sie relaxen? Wenn ich abends nach Hause komme, nehme ich ein erholsames, warmes Bad und verbringe dann die Zeit mit meiner Familie. Ich verwöhne mich selbst mit Cremen und gönne mir Massagen, die meinen Körper relaxen und beleben."
Was tragen Sie am Wochenende?
"Jeans; aber nicht casual. Ich muss mich immer glamurös fühlen, auch wenn ich allein bin."
Was bringt Sie in Versuchung?
"Diamanten. Für mich sind sie eine der schönsten Kreationen der Natur. Je grösser desto besser. Als ungeschliffenes Objekt beinhalten sie ein mächtiges Potenzial, das sich in den Händen von Kunsthandwerkern voll entfaltet. Diamanten sind das ultimative Symbol von Feminität, weil sie wie Frauen unzerstörbar sind. Sie beinhalten eine intensive Klarheit und ich denke, Frauen haben eine Integrität, die genau das reflektiert."
Und der Look von morgen?
"In der Mode geht es in den nächsten Jahren darum, verschiedene Elemente zusammenzufügen. Es wird ein stetes Suchen nach neuen Techniken und Materialien sein. Die nächste Dekade wird sich um den Faktor Fun drehen und um die Begehrlichkeit von Kleidern. Die Silhouette wird gepflegt und körperbewusst wirken. Es wird kein Verstecken geben hinter Strukturen oder Schichten."