Haute Couture - Tradition gegen Moderne
Abendkleider haben ihren grossen Auftritt: Hauchzart, sehr viel Spitze, allgegenwärtige Transparenz gepaart mit glitzerndem Schmuck und feder- oder fell-beiwerk. Stoffe, die alles mit sich machen lassen. Superleicht, mit seidigem Glanz, in allen Farben und Strukturen. Brokate für den Abend, Pailletten, Lack, Fransen und Bänder. Die Alleinherrschaft des Luxus, dazu gehört auch das bewusste Zuschneiden und überraschende wieder Zusammensetzen, in einer neuen Art patchwork, wo scheinbar nichts so recht zusammenpassen will und schlussendlich doch ein Gesamtwerk auf dem Laufsteg erscheint.
John gGalliano (Dior) machte es in seinen multi-ethnischen Wirbelwind-kollektionen durch alle Kulturen dieser Welt allen anderen vor. Aber auch schmale Beinkleider unter einer Tunika, grosse Schals und viele viele Ketten bringen eine Mischung aus Afrika und Asien in den couture nach Europa und Amerika.
Abendkleider für 1001 Nacht-märchen gab es im wahrsten Sinne des Wortes in Hülle und Fülle. Unendliche Stoffbahnen legen sich schmal um nackte Körper, bewegen sich mit jedem Schritt, verdecken, geben frei, lassen erahnen. Bei Ungaro beispielsweise wirken diese nicht enden wollenden Drapés mit Federschmuck und glitzernden Pailletten leicht, modern, luxuriös, elegant. Bei manchen wildcard-couturiers kommt vulgarität auf, plattitüden ohne jeglichen charme, ohne Seele.
In der Haute Couture kribbelt es - Tradition gegen Moderne. Die chambre syndicale mit ihrem präsidenten Didier Grumbach sorgt für eine gesunde Mischung. Arnault gibt seinen Beitrag dazu. der Nachfolger von Alexander McQueen, der zu Gucci wechselte, ist Julien Macdonalds. Er möchte gefallen und nicht provozieren. Seine Kollektion ging in nicht spektakulärer Langeweile fast unter. So verlangt auch ein gekonntes Schneidern heute mehr als perfekten Sitz. Es gehört eine Portion Show-Effekt dazu, die das gewisse Kribbeln ausmacht und das Überleben garantiert.